Medienunterstützung

Staatliche Zuschüsse an die Medien müssen darauf ausgerichtet sein, deren Geschäftsmodelle der Zeit anzupassen und die nötigen Umbaumassnahmen in die Wege zu leiten.

 

Die Medien spielen in der Schweiz eine wichtige, demokratie- und staatspolitische Rolle. Sie versorgen die Bevölkerung mit Informationen und ermöglichen so die für eine direkte Demokratie unerlässlichen Debatten. Die Einnahmen der Zeitungen gehen indes stetig zurück, Redaktionen müssen zusammengelegt und Stellen abgebaut werden. Aufgrund dieser Feststellung hat das Parlament am 18. Juni 2021 beschlossen, die Medien mit einem Massnahmenpaket zu unterstützen.

Jeder Mensch kommt heute an diejenigen Informationen heran, die ihn interessieren. Die Kioske sind voll von Zeitschriften zu allen erdenklichen, täglich, wöchentlich oder monatlich wechselnden Themen. Millionen von Bücher stehen in Bibliotheken und Onlineshops zur Auswahl und hunderte von Fernseh- und Radiostationen verbreiten 24 Stunden am Tag Informationen. Letztendlich bietet das Internet zu gesuchten Themen tausende von Internetseiten. Wo also sieht das Parlament Informationslücken?

Bei den zur Diskussion stehenden Informationen zu aktuellen Ereignissen - im Gegensatz zu „zeitlosen“ Beschreibungen - sind zwei Schwachpunkte auszumachen:

1. Die Qualität der Informationen

2. Wie wird entschieden welche Informationen in welche Art und Weise an welche Personen herangetragen werden.


Qualitativ gute Informationen sind bezüglich Recherche, Aufarbeitung und benutzerfreundlicher Gestaltung aufwendig. Zusätzlich sind Berichte über Ereignisse nur kurze Zeit von Bedeutung und nur für einen beschränken Personenkreis von Interesse. Pro Leser resultieren dadurch untragbar hohe Kosten.


Die Aussage des Bundesrates wonach die Medienunternehmen in der Existenz bedroht sind, trifft nur bedingt zu. Während die Film- und Musikindustrie durchaus Wachstum aufweist und Fachzeitschriften auf eine stabile Abnehmerschaft zählen können, sind vor allem lokale und regionale Informations-Medien wie Tageszeitungen und lokale Radios gefährdet. Die Gründe sind unterschiedlich. Lokale Radios sprechen mit ihrem Marktlückendasein einen zu kleinen Personenkreis an, als dass die Betriebskosten mit Werbung und Beiträgen aus den Radio und Fernsehgebühren abgedeckt werden könnten. Genau gleich wie der Bedarf an Lebensmitteln hat die Bevölkerung ein elementares Bedürfnis nach Informationen über die Geschehnisse in der Region. Ein lokales Radio ist aber ebenso wenig in der Lage, die vielfältigen Bedürfnisse der Bevölkerung in angemessener Qualität und zu vertretbaren Kosten zu befriedigen wie ein einzelner Bauernbetrieb. Selbst mit staatlichen Finanzbeiträgen bleibt das Angebot ein Stückwerk. Niemand kommt auf die Idee, das Ladensterben mit staatlicher Unterstützung aufzuhalten.


Tageszeitungen kränkeln an anderer Stelle. Ein Redaktionsteam versucht aus einer mannigfaltigen Menge verfügbarer Informationen einen Informations-Warenkorb zusammenzustellen, der möglichst alle Personen einer Region zum Kauf oder zu einem Abonnement anregt. Ein wenig Politik, ein wenig Kultur, ein wenig Sport, ein wenig Unterhaltung; ein „Warenkorb“ also der bei der heutigen Spezialisierung und entsprechend vielseitigen Interessen niemals zu befriedigen vermag. Man stelle sich vor, dass ein Frühstückbrötchen nur im Gesamtpaket mit Gemüse und Fleisch angeboten würde. Die Situation der Tageszeitungen ist durchaus mit früheren Warenhäusern vergleichbar, von denen eines nach dem anderen die Türen schliessen musste. Wer Lebensmittel kaufen will, geht ins Lebensmittelgeschäft, wer Farbe braucht, geht zum Baumarkt, wer ein Fernsehgerät benötigt geht ins Elektrogeschäft. Der Markt hat sich in den letzten Jahren in Fachgeschäfte aufgesplittet. Eine Notwendigkeit, die sich durch die Entwicklungen der vergangenen Jahre aufdrängte und von den Zeitungsverlagen nachvollzogen werden muss.


Bei der Neuorientierung der Zeitungsverlage kommt die Kommunikationstechnik zu Hilfe und zeigt am Beispiel Podcasts (Radio) den Lösungsansatz. Mit Podcasts lässt sich, aus einer unendlichen Vielfalt von Radio- und Musikangeboten aus verschiedenen Quellen, ein exakt auf die persönlichen Wünsche abgestimmtes Programm zusammenstellen. Künstliche Intelligenz liefert auf Wunsch, ergänzend zur getroffenen Auswahl, Vorschläge von Titeln, die dem persönlichen Profil entsprechen. Digitaltechnik ist an dieser Stelle notwendig, weil eine einzelne Person unmöglich die Vielfalt von Informationen, die irgendwo generierte werden, durchstöbern kann.


Ein angesehenes, selbstfinanziertes Informationswesen lässt sich mit einem „Informationsnetzwerk Schweiz“ realisieren, das in einem oder mehreren Internetportalen im Stil von Podcasts die Information über aktuelle Geschehnisse zur Verfügung stellt. Bereitgestellt werden diese Informationen von lokal, regional, national und international frei schaffenden Journalisten oder Journalistenvereinigungen. Sie registrieren sich beim Informationsnetzwerk und können im Netzwerk-Portal ihre Berichte ungefiltert der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Die journalistischen Arbeiten werden monatlich, aufgrund der Anzahl Aufrufe und je nach Klassierung des Beitrags entschädigt. Ein Verfahren, das sich in der Musikindustrie seit Jahren bewährt.


Wer Informationen aus dem Informationsnetzwerk beziehen möchte, löst ein Abonnement von denen preislich, je nach Informationsumfang (z.B. regional, international) abgestuft, mehrere Angebote zur Verfügung stehen. Im Einzelfall können Werbeverträge oder staatliche Zuschüsse zur Finanzierung beitragen.


Staatliche Zuschüsse an die Medien müssen darauf ausgerichtet sein, die Geschäftsmodelle der Zeit anzupassen und die nötigen Umbaumassnahmen in die Wege zu leiten. Lokale, regionale, nationale und internationale Informationen können, in der aufgezeigten Art und Weise, in guter Qualität und zu angemessenen Preisen an die Bevölkerung herangetragen werden. Heute besitzt jeder Haushalt einen Fernseher, PC oder ein Smartphone, wo die persönlich zusammengestellte Zeitung kundenfreundlich angeliefert werden kann. Wer lieber ein Stück Papier in den Händen hält, sendet seine News an seinen Drucker, der wie ein Fax Gerät die persönliche Zeitung ausdruckt. Tageszeitungen haben, wie Telefonkabinen und Musikkassetten, ihr Lebensalter erreicht. Der Versuch sie mit Steuergeldern am Leben zu erhalten, wird nicht lange praktizierbar sein.