Menschengruppe

 

„Kollektiver Fanatismus ist das grösste Übel für eine soziale Gesellschaft.“ Franz Schmidberger

 

 

Welcher junge Mensch träumt nicht davon eines Tags ein Häuschen, eingebettet in ein Stück Natur mit Rasen, Blumen, Sträuchern oder gar mit Beeren und Gemüsebeeten zu besitzen. Leuten, die über das nötige Kleingeld verfügen, erfüllen sich diesen Wunsch schnell einmal.

Weitere Annehmlichkeiten wie beispielsweise eine oder mehrere großzügige Limousinen, Ferienhäuser oder Vorzugsbehandlungen bei Banken, im Gesundheitswesen und bei Großveranstaltungen folgen. Für die große Mehrheit der Menschen bleiben diese Annehmlichkeiten unerfüllte Träume. Angefangen bei der Mietwohnung in der Hochhaussiedlung, die das Anlegen einer eigenen Grünfläche geschweige denn die Raumeinteilung und die Gestaltung von Fensterfronten nicht zulässt über die Benutzung überfüllter öffentlicher Verkehrsmittel bis hin zum Gedränge auf den Trottoirs. Die Menschen in der Stadt sind bis ins Detail eingebunden in Vorschriften und Verbote: Jetzt ist rot, sie müssen stehen bleiben; jetzt ist gelb, sie müssen sich beeilen; nun müssen sie am Fahrkartenautomat auf den Bildschirm tippen; jetzt müssen sie die Karte einstecken; zuerst müssen sie den Helm aufsetzen; nun müssen sie auf 30 km/StD abbremsen. Die Restaurants mit den individuellen Noten haben den Asia- und Fastfoodketten Platz gemacht. Und wenn es um die Beschaffung von Kleidungsstücken geht, kann man aus den wenigen, bekannten, internationalen Marken einen Shop aussuchen und findet dort diejenigen Jeans, die ich auch im Shop nebenan hätte kaufen können. Allerdings gilt das jeweils nur für den Normmenschen, denn eine Farbe, die im Moment nicht der Mode entspricht, oder eine Größe, die zum Körper passt: „Haben wir gegenwärtig nicht im Sortiment“. Standardisierte Massenangebote drängen sich mehr und mehr in den Alltag der meisten Menschen. Kreativität und eigenständiges Handeln sind auf der Strecke geblieben. Was an mich herangetragen wird, kann ich mit einem Ja oder einem Nein quittieren. Wir sind zum digitalen Menschen geworden. Wen wundert es, dass Unternehmen, die die speziellen Fähigkeiten der Menschen bräuchten, sich über mangelnde Arbeitskräfte beklagen.

Der Sozialsmog bestehend aus Vorschriften, Verboten, vorgeschriebenen Handlungen, Standardangeboten nimmt den Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln die Freiheit, sein Leben nach seinen Bedürfnissen zu gestalten. Ein Unbehagen, das Wohlhabende nicht kennen. Obwohl von Wohlstandsgesellschaft die Rede ist, weicht das Leben vom Wunsch nach einem rundum erfüllten Leben erheblich ab. Die Konsequenzen: Stress, Aggressivität, psychische und psychosomatische Krankheiten. Eine Studie aus Mannheim (Lederbogen, Nature 2011) zeigt, dass das Gehirn von Großstädtern bei negativem Stress deutlich empfindlicher reagiert als das von Kleinstädtern oder erst recht von Landbewohnern. Je länger ein Mensch in der Stadt verbracht hat umso geringer ist die Fähigkeit zur Emotionskontrolle.

Wenn es um die Gesundheit der Menschen geht ist die Politik gefordert. Sie hat dafür zu sorgen, dass der natürliche Lebensraum den Menschen zurückgegeben wird. Grünflächen im Wohnumfeld, freie Blicke, Plätze und Fußwege, die zu Begegnungen führen, gehören zu den Kernbedürfnissen der Menschen und bewirken Wohlbefinden. Gleichzeitig ist dem städtischen Zentralismus entgegenzuwirken. Die Integration von Außengemeinden in ein Großstadtgebilde hat sich in vielerlei Hinsicht als falsch erwiesen. Genau das Umgekehrte ist anzustreben. Außenbezirken ist ihre Eigenständigkeit wieder zu geben, sodass sie sich – weg vom Schlafquartier – im lokalen Rahmen den Bedürfnissen der Menschen entsprechend, zu einer Gemeinschaftskultur entwickeln können.

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