Gesichtmodellierung

Schönheitschirurgie ist gefragter denn je. Zwischen 2010 und 2018 stieg die weltweite Nachfrage nach operativen und nicht operativen Schönheitseingriffen von 14,1 Millionen auf satte 23,3 Millionen. Werbung in Zeitschriften, TV oder auf Plakatflächen propagieren Schönheit


von der Wespen-Taille über vermeintlich ideale Grössen von Busen und Pos bis hin zur „Entfaltung“. Werbung, die mit ausgesuchten Modellen vor Augen führen, dass man eben nur zweitklassig aussieht, eine Botschaft, die niemand gerne auf sich sitzen lässt. Heute sind es vor allem soziale Medien, die diese Botschaft an die in Entwicklung befindlichen Mädchen herantragen und unter diesen einen wahren Beauty-Wahn auslösen.


Zu kleine Brüste, überschüssige Haut, zu schmale Lippen - schon Teenies mäkeln an ihrem Körper herum und wollen sich unters Messer legen.
Auslöser können jugendliche Gruppen sein, die ein Kind aufgrund des Aussehens, bis hin zu Mobbing, hänseln. Das sollte allerdings kein Anlass für medizinische Eingriffe sein. Wenn sich Gruppen unsozial verhalten, haben sich andere Massnahmen bewährt.

Im Jahr 2013 veröffentlichte die LBS eine Studie, bei der 10'000 Kinder zwischen 9 und 14 Jahren zur Zufriedenheit mit ihrem Körper befragt wurden. Dieser Umfrage zufolge denkt jedes siebte Kind bereits über einen chirurgischen Eingriff nach. Etwas über die Hälfte der Befragten (52 %) würden eine Fettabsaugung in Betracht ziehen, während 31 % Hautunreinheiten behandeln lassen würden. Ein chirurgischer Eingriff an der Nase kommt für 23 % infrage und eine Veränderung der Brüste würden 22 % vornehmen lassen. Bei dieser Studie ergab sich auch, dass, je unwohler sich ein Kind in seinem sozialen Umfeld (Familie, Schule, Lebensverhältnisse) fühle, desto eher bestehe der Wunsch nach einer Schönheitsoperation. Insgesamt bedarf es demnach zur gesunden Entwicklung der Heranwachsenden vor allem einer sicheren Umgebung sowie, zur Stärkung des Selbstbewusstseins, einen konsequenten Rückhalt im Elternhaus. Wenn Selbstliebe entwickelt wird, kann und der Wunsch nach unnötigen Operationen erst gar nicht entsteht. In Deutschland gibt es bei Kindern und Jugendlichen derzeit kein Mindestalter für eine Schönheitsoperation. In der Schweiz sind Schönheitsoperationen mit dem Einverständnis der Eltern ab 16 Jahren möglich. Der Verband «Swiss Plastic Surgery» fordert, dass die Eingriffe erst ab 18 Jahren möglich sein sollten.

Heute ein neuer Busen, morgen ein jüngeres Gesicht – die Nachfrage nach modellierter Schönheit wächst. Obwohl Wissenschafter herausgefunden haben wollen, dass gut aussehende Menschen 15 Prozent mehr verdienen als weniger gute aussehende, ist der Auslöser für eine Körperveränderung eher die makellose Präsentation seines Äusseren. Dass in der Werbung Fotos mit Bildprogrammen optimiert werden, wird ausser Acht gelassen. Vergessen wird auch, dass Verwandte und Freunde einem so mögen, wie man aussieht. Entsprechend häufig sind die Reaktionen nach einer Gesichtsoperation: „Du kommst mir fremd und unnatürlich vor“.

Profiteure dieses Trends sind zweifelsfrei die Anbieter. „Schönheits-Chirurg“ kann sich jeder Arzt nennen, ohne Zusatzausbildung zum Facharzt für Plastische und ästhetische Chirurgie. Schönheit-Operationen sind, weil die Preise vom Arzt frei festgelegt werden können, lukrativ und wenn es nur ums Geld verdienen geht, stehen die Kundeninteressen hinten an. Ein besorgniserregender Trend: Immer häufiger müssen schlecht gemachte Operationen korrigiert und nachbehandelt werden. Dass Michael Jackson vor der „Verschönerung“ besser ausgesehen hat als nachher, darüber herrscht Einigkeit.

Frauen geben sich gerne einzigartig, zum Beispiel mit einem auffälligen Kleid oder mit einer selten anzutreffenden Tasche. Warum sie gerade beim Aussehen ein Norm „Barb-Gesicht“ anstreben, ist schwer zu verstehen. An Kaliforniens Stränden sind dermassen viele Frauen operiert, dass in der Bikini-Parade kein C-Körbchen mehr auffällt.

Ein Trend bei Frauen geht dahin, nicht zuzuwarten bis das Älter werden sichtbar wird. Da sich der Körper weiterhin verändert, werden sie Stammkundinnen beim Schönheit Chirurgen.


Die früher eingesetzten Brustimplantate werden vermehrt durch Eigenfett ersetzt. An geeigneter Stelle wird Fettgewebe entnommen. Anschliessend muss dieses gereinigt und aufbereitet werden, ehe es zur Brustmodellage verwendet werden kann. Erfahrungsgemäss baut der Körper zwischen 30 und 50 Prozent des eingespritzten Fetts wieder ab, das Endergebnis wird erst nach gut drei Monaten sichtbar. Im Vergleich zur Implantat-Technologie liefert die Brustvergrösserung mit Eigenfett sehr natürliche Resultate. Sie wird vor allem bei Vergrösserung um eine Körbchengrösse empfohlen.

Beim Botulinumtoxin, das unter dem Produktnamen Botox in der Kosmetikindustrie zur Schönheitsformel schlechthin geworden ist, müsste die Warnleuchte auf Rot stehen, weist doch schon der Name ...toxin (Gift) auf die Gefahr hin. Dem Körper unnötigerweise Gift zuführen, zeigt die Widersprüche unserer Zeit, wird doch bei möglicherweise schädlichen Stoffen in der Luft, im Wasser oder in den Lebensmitteln, frenetisch der Untergang der Menschheit prophezeit.


Tattoos zielen nicht primär auf ein gutes Aussehen ab, sondern sie haben eine ganz persönliche, symbolische Bedeutung. Man tätowiert sich, um einen schönen Gedanken zu verewigen, um eine bestimmte Kultur zu ehren, um seinen Alltag aufzubrechen oder weil künstlerische Elemente gefallen. Auch für diese Zwecke gibt es Alternativen, ohne den Körper zu verletzen.

Als abschreckendes Beispiel für Brustvergrösserung gilt Mayra Hills, auch unter dem Namen „Beshine“ bekannt. Sie liess ihre Brüste von Körbchengrösse A auf die Grösse Z vergrössern und hatte mit einem Gewicht von 18 Kilogramm angeblich die grössten Brüste auf der Welt.

Der grösste Anteil der Patienten ist nach wie vor weiblich, Männer stellen etwa 13 Prozent. Das Aussehen wird speziell bei Männer in Führungspositionen immer wichtiger. Gesicht und Hals lassen sich schwer von Kleidung bedecken und geben schnell Auskunft über das wahre Alter. Lidstraffungen sind daher vor allem auch bei Männern beliebt. Laut Statistiken der Fachgesellschaft VDÄPC sind Männern häufig auch die Fettablagerungen im oberen Brustbereich unangenehm, weil sie an weibliche Brüste erinnern. Eine operative Entfernung dieser Fettschichten steht an erster Stelle bei kosmetischen OPs, gefolgt von der Fettabsaugung im Bauchbereich. Sehr oft wird auch dem Klassiker aller Männerprobleme - der nachlassenden Haarpracht - operativ mit einer Haartransplantation begegnet.

Schönheitsoperationen sind den Kunden einiges wert: Eine Brustvergrösserung oder Fettabsaugung kosten schnell einmal 10'000 Franken. Solche Eingriffe stellen immer eine Gefahr für die eigene Gesundheit dar. Wie lange der Heilungsprozess dauern kann, wird oft nicht ausführlich dargestellt. Daher blenden viele Patienten mögliche Komplikationen während und nach dem Eingriff aus. Solche können auch auftreten, wenn der Chirurg alles richtig gemacht hat. Ebenso wird nicht bedacht, dass nach ein paar Jahren erneut operiert werden muss.

Die heute angebotenen Schönheitsoperationen erbringen kaum einen gesellschaftlichen Nutzen. Einen messbaren Gewinn haben die Schönheitsanbieter. Einzelne Patienten mögen sich vorübergehend schöner fühlen – Befragungen zufolge kehren viele aber schon nach kurzer Zeit mit neuen Unzufriedenheiten auf den Operationstisch zurück. Wäre es nicht nützlicher, schmerzloser und zudem ethisch verantwortlicher, die Menschen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken? Das wird auch mit dem relativ jungen, positiven Trend „Body positivity“ angestrebt. Influencer vermitteln ihren Followern die Botschaft: Wir sind ok wie wir sind!

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