Menschengruppe

 

„Kollektiver Fanatismus ist das grösste Übel für eine soziale Gesellschaft.“ Franz Schmidberger

 

 

Bestimmt haben Sie auch schon in einer Gruppe von Menschen über eine Frage mitentschieden? Haben Sie dabei auch in die Runde geschaut oder sich umgehört und entgegen Ihrem Gefühl oder Ihren Überlegungen folgend, einfach der sich bildenden Meinung angeschlossen?

Das muss Sie nicht erschüttern. Die meisten Menschen handeln so. Gruppenentscheidungen im öffentlichen Leben kommen vielfach auf diese Art und Weise zustande. In Ihrem Fall mag die Entscheidung nicht von großer Bedeutung gewesen sein. Es gibt aber auch Gruppenentscheidungen von großer Tragweite die sich als negativ erweisen: Da gibt es eine Männergruppe, die spontan entscheidet, ein Mädchen zu vergewaltigen. Da gibt es Fangruppe, die ohne formelle Absprache eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Da gibt es politische Entscheidungen, die nicht aufgrund sachlicher Überlegungen, sondern durch gruppendynamischer Prozesse irrational ausgehen. Beispielsweise der Brexit. In kurzer Zeit nach der Abstimmung wurde Theresa May, bei den Parlamentswahlen, die Unterstützung verweigert den Brexit voranzutreiben. Viele Wähler haben wohl als Trittbrettfahrer, ohne innerliche Überzeugung, bei der Abstimmung ein Ja in die Urne gelegt und bei der späteren Wahl den vermeintlichen Fehler korrigiert.

Am 19.3.2017 wurde Martin Schulz mit 100 % der Stimmen zum Parteipräsident der deutschen SPD gewählt. Schon anderntags waren Stimmen zu hören, dass dies keine sachlich ausgewogene Entscheidung gewesen sei. Die Wähler hatten sich von der Gruppeneuphorie zu diesem Wahlergebnis hinreißen lassen. Wie kommt es zu solchen, mitunter gefährlichen Fehlentscheidungen? Menschen haben ein starkes, natürliches Bedürfnis einer sich bildenden Gruppe anzugehören und nicht außerhalb zu stehen. Mit dem Kundtun einer von der Gruppe abweichenden Meinung wird das Gegenteil bewirkt. Häufig wird der Außenstehende zudem als Querulant oder gar als Verräter verhöhnt, was den Gruppendruck, keine abweichende Haltung einzunehmen, zusätzlich erhöht. Das Zurückhalten der jeweils eigenen Meinung, zum Schutz der Gruppenharmonie, sind weitere Gründe die zu nicht erwarteten Ergebnissen beitragen. Manchmal fehlt auch ganz einfach der Mut die eigene Ansicht kund zu tun; man könnte ja kritisiert werden. Schlussendlich sind die Konsequenzen eines Ja oder eines Nein häufig nicht absehbar.

Eine abweichende Meinung einzubringen oder kritische Fragen zu stellen erfordert ein dickes Fell. Auch braucht es, um seine Überzeugung zu vertreten, ein starkes Selbstbewusstsein. Menschen mit diesen Eigenschaften sind dünn gesät. Insbesondere der Demokratie wäre gedient, wenn mehr von dieser Sorte in entscheidenden Funktionen anzutreffen wären. Nicht die Ja-Sager verbessern die Welt, sondern die Aufmüpfigen. Vielfach werden diese bei der Verfolgung ihrer Idee anfänglich verhöhnt und können die Früchte ihrer Arbeit erst spät, manchmal zu spät ernten. Erinnern wir uns an Melson Mandela der sich gegen die Apartheid gestellt und schlussendlich das friedliche Zusammenleben in Südafrika vollbracht hat. Entsinnen wir uns an Elisabeth Selbert, die die Gleichberechtigung der Frau im deutschen Grundgesetz durchgesetzt hat. Erinnern wir uns auch an Christian Führer, der als Pfarrer in der Leipziger Nikolaikirche mit den montäglichen Friedensgebeten den Protest gegen die russische Besetzung anfachte und dadurch die Befreiung der osteuropäischen Länder in Bewegung gesetzt hat. Ja-Sager verhindern gesellschaftliche Fortschritte und tragen mit dem Trotteleffekt zu Fehlentscheidungen bei. Gute Politiker sind somit daran zu erkennen, dass sie eigene Meinungen vertreten, diese auch begründen und nicht einfach der Grundmeinung beipflichten. Sie persönlich können aber Ihrer Lebenssituation auch Gutes tun, indem Sie sich mit Ihrer eigenen Meinung positionieren. Nur auf diesem Weg geschehen Veränderungen zu Ihren Gunsten.

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