Gemäss Duden ist Kultur „Die Gesamtheit der von einer bestimmten Gemeinschaft auf einem bestimmten Gebiet während einer bestimmten Epoche geschaffenen, charakteristischen geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen“, kurz gefasst, das Schaffen eines Volkes innerhalb einer Zeitperiode. Zur Wahrung der Identität ist das Erschaffene zu pflegen und zu erhalten. Gleichzeitig entsteht, mit den sich ändernden Lebensformen, eine neue, dem Zeitgeist entsprechende Kultur, die es zu entwickeln und zu leben gilt.

Neben dem industriellen Schaffen umfasst die Kultur alles, was der Erhaltung und Bereicherung der Volksgemeinschaft dient, also Musik, Volksfeste, Architektur und vieles mehr. Kultur lässt sich durchaus als Gegenpool zum Konsum von Wirtschaftsgütern einordnen.

Durch die Industrialisierung wurde das kulturelle Schaffen in die Nebensächlichkeit gedrängt. Das geht insbesondere aus den Kulturausgaben der öffentlichen Hand hervor. Von den gesamten Kulturausgaben von 2,94 Milliarden Franken im Jahr 2018, von Bund, Kantonen und Gemeinden, fiel der grösste Teil auf die Erhaltung von altem Kulturgut (Heimatschutz), Museen, Bibliotheken, Opernbühnen u.a.. Während beispielsweise das Filmschaffen mit lediglich 80 Millionen Franken gefördert wurde. Dabei verkannt die Politik, dass das Kulturschaffen einen markanten Wirtschaftszweig mit 63'000 Unternehmen und 300'000 Kulturschaffenden darstellt. 15,8 Milliarden Franken haben die privaten Haushalte für Kultur ausgegeben. Dies entspricht 6,5 % der gesamten Konsumausgaben der privaten Haushalte. Er stellt damit einen Wirtschaftszweig dar, der bei den gegebenen wirtschaftlichen Veränderungen, insbesondere für die Schweiz, ein attraktives Entwicklungspotential aufweist.

Von entscheidender, wirtschaftlicher Bedeutung ist das Kulturangebot speziell auch für den Tourismus, wie der Tourismus Monitor 2017 aufzeigt. Besucher von Kultur-Veranstaltungen wie Filmfestivals, Kunstausstellungen oder Konzerte sind ein wichtiger Erfolgsfaktor für den schweizerischen Tourismus.

Während technologisch ausgerichtete Start-ups im Rahmen von Hochschulen, Technoparks und finanziellen Zuschüssen grosszügig gefördert werden, wird das kreative Kulturschaffen von der Politik abweisend behandelt. Mit einer angemessenen Anerkennung und Förderung durch die Politik könnte die Schweiz mit kreativer Kultur internationale Beachtung und Bewunderung erlangen. Ein weltweit anerkannter Dirigent, Filmschaffender oder Komponist ist für das Land ebenso bedeutungsvoll, wie ein Nobelpreisträger oder ein Roger Federer. Eine geförderte Kultur würde die internationale Beachtung und damit den Erfolg gleichermassen garantieren, wie die Leistungszentren für Sport oder die Technoparks.

Wir werden nicht länger auf das Image von Käse, Schokolade und Banken setzen können. Bedingt durch die Globalisierung haben diese Marktsegmente keine Exklusivität mehr und verlieren zusehends an Bedeutung und wirtschaftlichem Nutzen. Auch ist es illusorisch, die Schweiz könne im Konzert der künstlichen Intelligenz mit den grossen Nationen mitspielen. Indes verlangt der gesellschaftliche Wandel nach neuen, kreativen, menschlichen Begegnungsmöglichkeiten und weniger nach elektronischer Kommunikation und Robotertechnik. Stellen wir also jetzt die Weichen für das zukünftige Leben in unserem Land.

Mit einem Zentrum für kreative Kultur könnten die heutigen, verstreuten, kulturellen Kurs- und Lehrgangsangebote gebündelt, qualitativ verbessert und für junge und erfahrene Kulturschaffende ein weltweit anerkannter Treffpunkt geschaffen werden. Eine aktivierte Kultur würde, vor dem Hintergrund anderer, schrumpfender Branchen, interessante Arbeitsplätze schaffen und dem Ansehen der Schweiz neue Impulse verleihen.

 

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