Aussage - Das erste Mal

Häufig wird „Das erste Mal“ mit einem erotischen Erlebnis in Verbindung gebracht und dabei übersehen, dass diese Aussage in unserem Leben eine sehr viel grössere Bedeutung hat.



Das erste Mal ohne Eltern verreisen, das erste Mal vor Publikum auftreten, das erste Kind gebären, das erste Mal ein fernes Land bereisen. Die Aufzählung lässt sich beliebig verlängern. Jedes dieser Ereignisse wird intensiv erlebt. Alle Sinne sind auf Empfang und das Erlebte wird derart intensiv empfunden, dass es zeitlebens im Innern verankert bleibt. Beim zweiten und dritten Mal sind die Empfindungen merklich abgeflacht, um früher oder später zum Alltagserlebnis zu werden.


Nicht umsonst suchen wir immer wieder neue Ferienziele, besuchen noch nie erlebte Veranstaltungen, haben Ausschau nach neuen Fernsehsendungen und nach Berggipfeln, die wir noch nicht bestiegen haben. Ohne derartige, erstmalige Erlebnisse ist das Leben „stumpf“ und unbefriedigend und zeigt sich beispielsweise in einer Midlife-Crisis. Kinder sorgen auf dem Weg ins Erwachsenenalter immer wieder für erstmalige Familienereignisse, für ein lebendiges, aufregendes Leben. Das erste Mal aufrecht gehen, allein zur Schule gehen, Rad fahren, der erste Freund. Diese Lebensbereicherung geht mit dem Auszug der Kinder aus dem Elternhaus verloren.


Personen, deren Leben praktisch ausschliesslich durch die Berufswelt, also ohne persönliches Freizeitengagement geprägt wurde, sind im Rentenalter unerfüllt. Die erstmaligen Erlebnisse, die der Beruf mit sich gebracht hat, fallen weg. Ihr Alltag ist ausgefüllt mit Situationen, die schon tausendfach durchlebt wurden, keine Gefühlsregung entfachen und praktisch automatisch ausgeführt werden. Es fehlt das Bereichernde, der Lebensinhalt, die neuen, erstmaligen Erlebnisse. Unzufriedenheit, Belastung der Ehegemeinschaft bis hin zu Krankheiten sind die Folgen.


Heute wird die Wirtschaft, der Geldkreislauf nicht mehr mit Gebrauchsgegenständen – davon ist schon alles in den Haushalten vorhanden – sondern mit Erlebnissen aufrechterhalten. Ein neues Automodell transportiert in gleicher Art und Weise Personen und Güter von A nach B. Das neuste Modell hat aber den Anreiz, den Kofferraum per Smartphone öffnen und schliessen zu können. Kreative Restaurants verlegen die Essenszubereitung, für den Gast einsehbar, in den Speisesaal und bieten den Kunden dadurch zusätzlich ein Erlebnis. Das Brot scheint besonders gut zu schmecken, wenn, in der Bäckerei die Arbeit des Bäckers einsehbar ist. Können sich solche Bäckereien doch durch guten Zulauf erfreuen.


Das grosse Geschäft mit den Smartphones - jedes Jahr wird ein neues Modell auf den Markt geworfen - basiert nicht auf neuen Gebrauchsmöglichkeiten, sondern darauf, etwas Neues entdecken und erleben zu können. Das Gleiche ist bei Influencern feststellbar. Millionen von Followern ergötzen sich für ein paar Minuten an seichten Videos und befriedigen damit das Bedürfnis nach neuen Erlebnissen.
Deutlich tritt das Verlangen nach erstmaligen Erlebnissen bei Vergnügungsparks in Erscheinung. Ohne stets neue Bahnen würde ein Park schnell in der Langeweile verkümmern. Demgegenüber garantiert ein neues Bahnerlebnis eine sich rasch ausbreitende Mund zu Mund Werbung.


Zeitungen und Nachrichtensender stehen im ständigen Wettlauf, mit einer neuen Nachricht der Schnellste zu sein. Niemand liest eine Nachricht, wenn diese bereits die Runde gemacht hat. Medien, die nur verzögert mit Nachrichten aufwarten können, müssen absehbar um ihre Existenz fürchten.


Heute lebt die Wirtschaft von Veränderungen. Steigende Umsätze werden dort verzeichnet, wo neue, erstmalige Erlebnisse geboten werden. Eine florierende Wirtschaft setzt Innovation und Flexibilität voraus. Wer als Erster neue Ideen auf den Markt bringt, macht das grosse Geschäft. Das wird vorbildlich in den USA praktiziert, während Europa sich allzu sehr an Bestehendes klammert. Beispielsweise subventioniert die EU den Weinbau mit 5 Mia €, um die Produktion und die Vermarktung in der bestehenden Form zu erhalten. Die wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA, speziell auch bei der künstlichen Intelligenz, dürften daher für die Schweiz erfolgversprechender sein als eine europäische Ausrichtung.


Mit ihren in Stein gemeisselten Bildungs-, Stützungs- und Förderkonzepten wird die Schweiz mit den Entwicklungen nicht Schritt halten können. Unsere Schulen trainieren die jungen Menschen mit Lehrplänen auf Arbeitsweisen der Vergangenheit und der Gegenwart. Sie vernichten dadurch jegliche, natürliche, menschliche Innovationskraft. Nicht der ausgeklügelte Lehrplan, mit den alt hergebrachten Arbeitsweisen, sondern die, auf das menschliche Verhalten ausgerichtete, Kreativität und Flexibilität muss im Zentrum der Berufsvorbereitung stehen.


Durch die rasanten Veränderungen der globalen Welt, gewinnt der Ausdruck „Das Erste Mal“ eine weitere, wichtige Bedeutung. Er bezeichnet den massgebenden Antrieb für die Forschung, die wirtschaftlichen Aktivitäten, den Geldfluss und damit für den Wohlstand. Er bedeutet aber auch für jeden einzelnen Menschen Lebensinhalt, Wohlergehen und Gesundheit.

 

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